Die virtuelle Inbetriebnahme ist bereits seit Langem Standard im Maschinen- und Anlagenbau. Aber was passiert mit den aufwendig erstellten digitalen Zwillingen nach Abschluss des Projekts? In der Praxis landen sie viel zu oft in einer Schublade. Dabei gibt es enorme ungenutzte Potenziale in diesen Modellen – insbesondere für die Schulung von SPS-Programmierern und Anlagenbedienern.
Das Problem: Digitale Zwillinge als Einmalprodukte
Die virtuelle Inbetriebnahme ist mittlerweile ein fester Bestandteil von Automatisierungsprojekten. Digitale Zwillinge werden erstellt, um Steuerungssysteme zu testen, Prozesse zu validieren und Fehler frühzeitig zu erkennen – noch bevor das reale System in Betrieb genommen wird. Dies spart Zeit, reduziert Risiken und verhindert kostspielige Ausfallzeiten.
Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme passiert jedoch häufig dasselbe: Das Modell wird archiviert, auf einer Festplatte gespeichert – und verschwindet. Eine enorme Arbeitsleistung, die oft Wochen oder Monate dauert, landet schließlich in einem digitalen Archiv.
Die Ursache? Vielen Unternehmen fehlt einfach ein Nachfolgeprozess für diese Modelle. Sie wurden für ein spezifisches Projektziel erstellt – danach fehlt die Idee für die anschließende Nutzung. Das Ergebnis: Ein enormes Investitionsvolumen, das sich nicht auszahlt. Ein digitales Modell, das nur wenige Wochen aktiv war – und dann Staub ansetzt.
Die Lösung: RF::EdDi – von der virtuellen Inbetriebnahme zur Trainingsplattform
Die zentrale Frage lautet: Warum bei der Prüfung von Maschinen stoppen, wenn man auch Menschen schulen kann?
Digitale Zwillinge bieten eine präzise, realistische Darstellung des zukünftigen Systems. Genau das, was SPS-Programmierer, Anlagenbediener und Wartungspersonal benötigen, um ihre Aufgaben sicher und effizient zu erlernen – jedoch ohne eine reale Maschine, ohne Risiko, ohne Ausfallzeiten.
Anstatt separate Trainingssysteme oder starre didaktische Modelle zu entwickeln, kann man nutzen, was bereits existiert: das virtuelle Inbetriebnahmemodell. Mit geringem zusätzlichen Aufwand lässt sich eine Lernumgebung schaffen, die genau das vermittelt, was für den späteren Betrieb wichtig ist – realistisch, interaktiv und mit praktischer Relevanz.
Hier kommt RF::EdDi ins Spiel. Die Software baut direkt auf den Prinzipien und Technologien der virtuellen Inbetriebnahme auf – nutzt sie jedoch nicht zur Verifizierung von Steuerungssystemen, sondern zur gezielten Qualifikation von Menschen.
RF::EdDi entwickelt das zuvor rein technische Werkzeug zu einer umfassenden Trainingsplattform – in vier Schritten:
Wie ein EdDi-Trainingsmodell erstellt wird Die Entwicklung eines EdDi-Modells beginnt mit dem bestehenden virtuellen Inbetriebnahmemodell. Dieses wird nicht von Grund auf neu erstellt, sondern angepasst und erweitert – für den Einsatz im Training.
1. Aufbereitung des Modells
Zunächst werden alle funktionalen Elemente aus dem Originalprojekt auf den neuesten Stand gebracht. Bereiche, die für die virtuelle Inbetriebnahme „schnell angepasst“ wurden, werden gründlich überarbeitet, stabilisiert und gesichert.
Das Modell wird sozusagen technisch „aufpoliert“ – es wird robuster, zuverlässiger und vollständig betriebsbereit für den neuen Zweck.
2. So einfach wie möglich, so realistisch wie nötig
Der nächste Fokus liegt auf der Benutzerführung: Navigation, Steuerung und Interaktion werden so gestaltet, dass sie auch von den Trainingsteilnehmern verstanden und bedient werden können – ohne Vorkenntnisse in Simulation oder Technik.
Das System wird mit zusätzlichen visuellen Details ausgestattet – von realistischen Sensoren bis hin zu ergonomisch korrekten Betriebspositionen.
Wichtig: Die Nutzer sollten sich im digitalen Zwilling genauso bewegen und handeln wie später an der realen Maschine – einschließlich der Routenführung, Schalterpositionen und visuellen Achsen.
3. Fehler als Trainingsszenario
Ein wesentlicher Unterschied zum ursprünglichen virtuellen Inbetriebnahmemodell ist die Integration von Fehler-Szenarien. Wo zuvor nur der „Happy Path“ funktionierte, werden nun bewusst Fehler-Szenarien eingesetzt:
– Sensorausfälle
– Falsche Betriebsabfolge
– Sicherheitsverstöße
– Ungeplante Ausfallzeiten
Diese Szenarien können ausgelöst und wiederholt werden, sodass Bediener und Programmierer lernen, wie sie im Falle eines Vorfalls reagieren müssen. Ohne Risiko, ohne Stress.
4. eLearning-Modus: Interaktives Lernen mit echtem Tiefgang
Das Trainingsmodell wird durch den integrierten eLearning-Modus vervollständigt. Hier geht es nicht mehr nur darum, Prozesse zu beobachten, sondern sie aktiv durchzugehen.
Praktische Beispiele:
– Der Anlagenbediener muss die richtigen Freigaben setzen, bevor der Automatikmodus verfügbar ist.
– Der Benutzer muss Komponenten korrekt einsetzen und dabei Sicherheitsabstände sowie Verriegelungen beachten.
– Der Zugang zu Stationen ist nur nach Autorisierung möglich – wie in einem realen System mit Lichtschranken oder Schlüsselschaltern.
Dies gewährleistet einen hohen Realismusgrad – und steigert das Vertrauen aller Beteiligten.
Ein praktisches Beispiel: Vom Investitionsobjekt zur Qualifikationsplattform
Ein bekannter Autohersteller ist diesem Weg bereits erfolgreich gefolgt.
Ein Modell eines hochautomatisierten Förder- und Montagesystems, das ursprünglich für die virtuelle Inbetriebnahme erstellt wurde, wurde am Ende des Projekts nicht wie üblich verworfen, sondern weiterentwickelt.
Heute wird dieses Modell mit RF::EdDi genutzt, um über 50 SPS-Programmierer pro Monat zu schulen – ortsunabhängig und skalierbar.
Die Auswirkungen sind deutlich messbar:
– Fehlerquote reduziert: Neue SPS-Programmierer machen weniger typische Betriebs- oder Logikfehler.
– Trainingszeit verkürzt: Mitarbeiter sind schneller einsatzbereit.
– Kostenreduzierung: Weniger tatsächliche Schäden, weniger Maschinenstillstand, weniger Korrekturschleifen.
– Skalierbares Training: Das Training ist nun unabhängig von Standort, Zeit und der Verfügbarkeit realer Systeme.
Was früher ein temporäres Projektmodell war, ist heute ein zentraler Bestandteil der Fachkräftesicherung.
Warum traditionelle Schulungen nicht mehr ausreichen
Die aktuelle Praxis in vielen Unternehmen sieht oft so aus: Schulung an der realen Anlage, wenn Zeit vorhanden ist – oder an einer vereinfachten Lernstation, wenn es sicher sein muss.
Beide haben ihre Grenzen:
– Reale Systeme sind selten verfügbar, teuer und nicht fehlertolerant.
– Didaktische Stationen stellen die Realität oft nur in sehr begrenztem Maße dar.
RF::EdDi bietet einen Mittelweg: so realistisch wie ein echtes System, aber so flexibel wie ein digitales Modell. Und mit vollständiger Kontrolle, dokumentierbarem Fortschritt und skalierbarer Umsetzung.
Das Fazit: Ihre virtuellen Modelle können mehr, als Sie denken.
Die virtuelle Inbetriebnahme ist ein leistungsstarkes Werkzeug – wird jedoch oft nur als technische Hilfe betrachtet. Modelle sind jedoch viel mehr als das:
Sie sind die perfekte Grundlage für nachhaltiges, praxisorientiertes und risikofreies Training.
RF::EdDi verwandelt ein temporäres Projektmodell in eine permanente Trainingslösung. Ein Kostenfaktor wird zu einem Effizienztreiber. Und ein verstaubtes Asset wird zu einem Werkzeug für die Zukunft.
Haben Sie ein VC-Modell oder möchten Sie eine VC an Ihrem System durchführen? Dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir zeigen Ihnen, wie Sie es in nur wenigen Schritten mit RF::EdDi in eine skalierbare Trainingsumgebung verwandeln – für SPS-Programmierer, Anlagenbediener, Wartungsingenieure und viele mehr.